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Unser Familienname

Kurzer Blick zurück in die Geschichte

Uns Laien ist es eigentlich klar: Der Name “Roßberg” hat etwas mit einem Pferd und einem Berg zu tun.

Mein Vater wurde als Kind in der Schule manchmal “Pferdehaufen” genannt. Und zu seinem 70. Geburtstag hatten ihm seine Kollegen aus der Chirurgie eine Plastik gebastelt:
Ein Pferd auf einem Haufen Gips, ein Skalpell hatte die “70” in den Berg geritzt!

Mit Erstaunen las ich in Malwin Roßbergs “Chronik der Geschlechter Roßberg” und auch in den “Familiengeschichtlichen Mitteilungen”, dass es so viele Berge und Dörfer gibt, die “Roßberg” heißen. Zwei “Roßberg”e in der Schweiz und den im Elsass haben wir schon “erklommen”.
6 Dörfer bzw. Ortsteile “Roßberg” fand ich im Telefonbuch Deutschlands.
Aber nirgends dort lebt einer mit dem Namen Roßberg.

“Roßberg” als Familienname hat im Raum: Döbeln- Leisnig- Mügeln- Oschatz- Riesa- Meißen- Lommatzsch-  Nossen seinen Ursprung, Das ist wohl unbestritten.
Mein Onkel Willi schrieb schon vor 80 Jahren, aus den Steuerlisten um 1570 sei ersichtlich, dass im Döbelner Raum etwa 100 Familien Roßberg Steuern gezahlt hätten.

Die “Roßberg- Forscher” haben sicherlich recht, unsere alten Vorfahren sind im 12./ 13 Jahrhundert in den Döbeln- Riesaer Raum eingewandert, noch nur “Hans” oder “George” oder “Rosina” heißend.
Bis zum 11. Jahrhundert kannte man im Gebiet unseres jetzigen Deutschlands nur die Taufnamen. Die ansteigende Bevölkerungszahl, besonders in den Städten, hat dann dazu geführt, dass die Menschen sich einen zweiten Namen gaben, um sich unterscheiden zu können. Oft waren es die Berufe (Müller, Schneider, Wagner), körperliche Merkmale (Groß, Klein) ,die Herkunft (Köllner, Thanner) und viele mehr.

(Im dtv-Atlas Namenskunde “Deutsche Vor- und Zunamen”, fand ich eine Liste der häufigsten Familiennamen 1970 in der BRD. Die häufigsten sind: Müller- Schmidt- Schneider- Fischer- Meyer- Weber- Becker- Wagner- Schäfer)

Der Vorgang, dass sich Familiennamen bildeten und dann dies auch fortgesetzt wurde, zog sich länger hin und folgte auch der bäuerlichen Kolonisation der Deutschen von West nach Ost.

 

 

Im Folgenden beziehe ich mich vor allem auf Emil Reinholds “Geschichtliches Heimatbuch des Bezirkes Döbeln”.

Als in der Zeit der Völkerwanderung die germanischen Stämme, die Hermunduren, später die Warner das Gebiet zwischen Saale und Elbe verließen, siedelten sich um 565 Slawen an, es waren Sorben, Wenden.
Sie lebten fast 400 Jahre hier Das Gebiet war zum großen Teil bewaldet, nur an einzelnen urbar gemachten Stellen hatten sie ihre Dörfer.

Für König Heinrich I, war dieses Grenzgebiet zu Polen und Böhmen ein ständiger Unruheherd, weil diese Slawen die Ungarn unterstützten, die ständigen Gegner von Heinrich I.
So zog er im Winter  928/ 929 mit seinen Mannen die Elbe hinauf bis Daleminzia, belagerte 20 Tage lang die Festung Jana bei Ostrau und besiegte die Slawen.
König Heinrichs Reich hatte damit die Herrschaft über die Slawen erreicht, die Elbe war nun der Grenzfluß.

965 bezog Markgraf Günther (von Kaiser Otto bestallt) die von Heinrich I. gegründete Burg in Meißen.
3 Jahre später - 968 - wurde das Bistum Meißen mit Bischof Burkhardt gegründet.
Mit dem Sieg über die Slawen 929 war der König der Besitzer des erbeuteten Landes. Die Slawen lebten nun als unfreie Leute.

König Heinrich I.  belehnte (d. h. er lieh ) das erbeutete Land an seine Mitkämpfer,   z. B. den Meißner Markgrafen, und er gab Land an die Kirche. Er setzte Vögte und Verwalter ein, die auch Land als Lehen erhielten.
Die Lehen waren vererbbar.

Die “Dienstmannen” - das waren “streitbare Bauern”, die einst mit den Edelmännern um König Heinrich I. 928/ 929 mitkamen -  erhielten jeder einen großen Hof in einem Slawendorf als Lehen. Später wurden sie “Ritter” genannt, weil sie zu Pferde dem Burggrafen bei der Verteidigung seines Machtbereiches zur Seite standen. Sie hielten die Unterworfenen in Zaum, ließen sich von ihnen die Felder bearbeiten, das Vieh versorgen. Immer mehr verlernten sie, dass sie einmal Bauern waren. Überall, wo ihr Landesherr auftrat, waren sie dabei, ebenso waren sie zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet.   

Die nächsten 100 Jahre vergingen, in denen es Slawenaufstände und Krieg mit Böhmen und Polen gab.
1018 wurde mit dem Polenherzog Boleslaw Frieden geschlossen. Damit verlagerte sich die Grenze viel weiter nach Osten und es wurde ruhiger zwischen Saale und Elbe.

König Otto, der Reiche von Meißen und der Burggraf von Leisnig verstärkten den Gedanken, in diesem wenig besiedelten Gebiet deutsche Bauern anzusiedeln. Es ging der Ruf in Richtung Westen, nach Franken, nach Niedersachsen, Lothringen und Flandern. In Flandern hatte es große Überschwemmungen gegeben, im Rhein/ Main- Gebiet gab es schon einen Bevölkerungsüberschuß

Junge Adlige kamen zuerst. Später ritten sie in die Heimat ihrer Väter zurück und warben dort Menschen, mitzukommen und neue Dörfer zu gründen oder auf wüst liegenden sorbischen Dörfern neu zu siedeln.
Aber auch so mancher Ritter suchte für seinen Sohn einen Hof.
“Mit einer Dorfgründung war der Unterhalt für eine rittermäßige Familie sichergestellt”, schreibt E. Reinhold.
Jeder Bauer erhielt eine bestimmte Fläche Land als Lehen, durfte auch dies wieder an einen Sohn vererben und mußte dafür einen Erbzins abgeben.

Ab 1150 n. Chr. kamen Einwanderer in größerer Zahl. Es seien ca. 300.000 Menschen gekommen.
Bei Karl-Heinz Blaschke “Bevölkerungsgeschichte von Sachsen....” las ich, dass in der Lommatzscher Pflege
     um 1100   14 Menschen pro Quadratkilometer und
     um 1300   30 Menschen pro Quadratkilometer lebten.

Um 1300 lebten 10 mal mehr Menschen in Sachsen als um 1100. 

 

Ja, und dabei waren unsere Vorfahren!

 

 

Der Name Roßberg

1929 veröffentlichte Dr. Gerhard Roßberg seine “Geschichte der Familie Roßberg Frankenberger und Neugersdorfer Linie”.
Dort, und auch in den “Familiengeschichtlichen Mitteilungen der Sippen Roßberg” Heft 1-7 (1938- 1943) hat er sich intensiv  damit beschäftigt, was der Familienname “Roßberg” bedeutet.

Auch Malwin Roßberg geht in seiner “Chronik der Geschlechter und Sippen Roßberg” intensiv darauf ein.

 

In Franken, Bayern, Hessen, Baden- Württemberg, Rheinland- Pfalz,in der Nord-Schweiz, in Nord- Österreich und im Elsaß finden wir den Namen Roßberg heute noch als Bezeichnung für Berge, Ortschaften und Burgen

In der Keltenzeit sind in Mitteleuropa viele Flurnamen entstanden.

So meine ich nicht, wie in den „Familiengeschichtl. Mitteilungen” auch vermutet, Roßberg sei germanischen oder slawischen Ursprungs, sondern favorisiere Dr. Nikolaus Fox in „Saarländische Volkskunde“ (auch in den “Familiengeschichtlichen Mitteilungen”), der keltisch „ros (ross)“, urkeltisch „rosto-s“ mit bewaldeter Vorberg übersetzt und Dr. Tischer, der auch meint, Roßberg käme aus dem Keltischen, von „rossom“: Vorgebirge, Bergebene, Hügel.

Wir haben inzwischen schon viele Berge Roßberg besucht und stellten oft fest, dass sie Vorberge vor dahinter aufragenden Bergen oder Bergketten sind. Und fast immer waren Reste der keltischen Besiedlungszeit in der Nähe.

 

Malwin Roßberg schreibt in seiner “Chronik der Geschlechter und Sippen Roßberg” über die Burgen Roßberg unter anderem:

    1. Im Kanton Zürich lebte ein Freiherrengeschlecht von Roßberg. 1169 werden Burcardus und Eccehardus de Rosseberc in Urkunden als Besitzer der Burg und des in der Nähe befindlichen Hofes südlich von Winthertur genannt.

    2.Im Kanton Thurgau habe es ein Adelsgeschlecht in der Herrschaft Grueningen gegeben. In einer Urkunde wird 1270  ein Chunradus de Rosseberc als Träger des Namens der Burg und des Hofes genannt.

    3. Im Kanton Schaffhausen in der Stadt Schaffhausen lebte ein Adelsgeschlecht Roßberg. In einer Urkunde von 1330 werden Walther und Heinrich Roßberg genannt

    4. Würzburg: Auf dem Roßberg, nordwestlich von Würzburg befanden sich Burg und Dorf der Adelsfamilie Schenk von Rosseberg (auch Roßberg). Im Jahre 996 taucht erstmals dieser Name in einem Turnierbuch auf. Ludolph, Margraf zu Sachsen und Herr zu Braunschweig habe in seiner Hauptstadt Braunschweig ein Turnier abgehalten. Unter den zur Schau aus Franken abgeordneten Edel- und Jungfrauen habe auch die Witwe des Georg Schenk von Roßberg Barbara geborene von Thurn teilgenommen. Im Bauernkrieg 1525 sind Burg und Dorf Roßberg völlig zerstört worden, nur der Bergfried blieb erhalten               

 

Der Name Roßberg ist in unserer Heimat, der damaligen Margrafschaft Meißen, erstmalig in einer in Leipzig ausgefertigten Urkunde von 1190 aufgetreten.

Guntherus de Rohsberc, der sich nach seinem am Westufer der Zwickauer Mulde, südlich von Rochlitz gelegenen Herrensitz „Rohsberg“, (jetzt Rochsburg) benannte, ist einer derer, die diese Urkunde als Zeuge unterschrieb.    
Aus einem von ihm mit beurkundeten Vertrag zwischen Kaiser Otto IV. und Markgraf Dietrich von Meißen 1212 geht hervor, dass Günther von Rohsberg einem alten Adelsgeschlecht entstammte.
Von 1190 bis 1224 sind 12 Urkunden bekannt, die er mit unterschrieben hat. Aus späterer Zeit ist von Edelmann Guntherus de Rohsberc oder seiner möglichen Nachkommen nichts dokumentiert.

Malwin Roßberg schreibt, er nehme an, dass nach Rodung und Urbarmachung des bewaldeten Grund und Bodens in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts die Burganlage und der Hof „Rohsberg“ als markgräfliches Kammergut oder als Vorwerk errichtet wurden.
Das dazugehörige Dorf mit seinen am Westrand des herrschaftlichen Besitztums und an den westlichen Muldenabhängen befindlichen Flurstücken entstand durch Übereignung von Land an die beim Bau des Herrenhofes und der Burg beschäftigten Handwerker zur Errichtung ihrer Wohnstätten gegen einen geringen jährlichen Zins an die Grundherrschaft. 

Diese Fluren trugen noch Anfang des 20. Jahrhunderts im Volksmund die Bezeichnung „Rossbergsche Pflege“. 
In Gerichts - und Kirchenakten tritt noch bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Ortsbezeichnung “Roßberg” in unterschiedlichen Schreibweisen für das jetzige Rochsburg auf (z.B. G.B. Leisnig Nr. 5 v. Jahre 1557, Bl. 69:  “Melchior Colditz, Pfarher  zu Rosbergk”)

 

 

Der Name “Roßberg” als bäuerlicher Familienname tritt nach Dr. Gerhard Roßberg, Mittweida, erstmals im Dorf Clantzschwitz bei Mügeln auf.
In einer Urkunde im
Cod. dipl. Saxon. reg.,II.Hauptteil, Bd.2, Nr.656 ist Heynrich Rochsberg 1379 erwähnt.

1482 ist das “Gut Rospergk zu Wossen” (Hohenwussen) in einer Urkunde im
Cod. dipl. Saxon. reg.,II.Hauptteil, Bd.3, Nr.1244 benannt.

 

Und dann entwickelte sich die Verbreitung unseres Namens lawinenartig im mitteldeutschen Raum!
Dr. Gerhard Roßberg hat in jahrelanger Arbeit die Roßbergs und ihre Daten aus Kirchbüchern mit Fleiß und Akribie gesammelt. Sein genealogischer Nachlass befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig.